bäume malen nach dem So-sein

Noblesse des Schönen

An den vorigen Beitrag anschließend, geht es nochmals um Design. Denn Designfragen stellen sich überall. Von Micro- bis Macro-Themen. Verzeihen Sie mir, aber ich kann nicht oft genug für die Integration von Design – oder von kreativen Lösungswegen – plädieren, gerade in diesen Zeiten.

Design spricht von Beständigkeit, Zeitlosigkeit und von der guten Form. Dabei ist die gute Form nicht nur eine äußere formale Hülle, sie ist Prozess, gelebte Werte und eine Kultur der Kreativität. Design ist auch, was man nicht sieht. Oder, anders ausgedrückt: Die sichtbare Form ist das Resultat von dem unsichtbaren Design. (Gutes) Design macht Unsichtbares sichtbar.

 

Die richtige Frage ist die Antwort

Unsere Welt braucht dringend Antworten. Neue Antworten. Doch dafür müsste so manche Frage neu gestellt werden. Genau hier fängt Design an. Die richtigen Fragen finden ist die Antwort. Sehen, wahrnehmen, zuhören, reflektieren und visualisieren. Spontan fällt mir hier der Rabbiner und Psychoanalytiker Erich Fromm ein, der auf wunderbare Weise die Kreativität erklärte, von der ich spreche:

 „Kreativität ist die Fähigkeit, zu sehen (oder bewusst wahrzunehmen) und zu antworten. Es könnte der Eindruck entstehen, als sei diese Definition von Kreativität zu einfach. Man könnte sagen: Wenn das Kreativität ist, dann bin ich ganz gewiss kreativ, denn ich nehme Dinge und Menschen ganz bewusst wahr und reagiere darauf. Nehme ich denn nicht wahr, was auf meinem Weg zum Büro geschieht? Reagiere ich nicht mit einem freundlichen Lächeln auf jene Menschen, die mit mir in Kontakt kommen? Sehe ich nicht meine Frau und reagiere auf ihre Wünsche? Tatsächlich denken die meisten Menschen so, doch sie irren sich. Die Wahrheit ist, dass die meisten Menschen so gut wie gar nichts bewusst wahrnehmen und auf nichts wirklich antworten. Untersuchen wir zunächst, was beim Prozess des Sehens und Antwortens vor sich geht und was hierbei die kreative von der nicht-kreativen Einstellung unterscheidet. […] Wenn wir uns eines Baumes, den wir sehen, voll bewusst sind, wenn wir ihn in seiner vollen Wirklichkeit, in seinem So-Sein sehen und auf sein So-Sein mit unserer ganzen Person antworten, dann machen wir eine Erfahrung, die die Voraussetzung dafür ist, den Baum malen zu können.“ [i]

 

Design als Antwort auf das So-Sein.
Und, Bäume malen

 

[i]  Fromm (1959), S. 3–4
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