Personal Branding: Widerspruch oder Chance?
Als Designerin liegt mein Fokus darauf, Marken zu kreieren und Unternehmen ein unverwechselbares und ganzheitliches Erscheinungsbild zu verleihen, im Produkt, in der Kommunikation und in der Unternehmenskultur. Durch verschiedene Angebote, die immer wieder den Weg in meine Mailbox finden, stellt sich mir eine grundsätzliche Frage zum Thema Personal Branding: Kann ich selbst, ja darf ich überhaupt, eine Marke sein, wenn ich täglich daran arbeite, die Marken meiner Kunden zu stärken?
Es scheint ein Widerspruch zu sein. Wie kann ich mich als Marke positioniere, ohne dass dies meine Arbeit für die Marken meiner Kunden beeinflusst? Oder anders gefragt: Sollte ich mich als Designerin überhaupt als Marke begreifen, oder läuft das dem eigentlichen Ziel meiner Arbeit entgegen? Oder wird „meine Marke“ doch eher durch den Erfolg meiner Kunden und deren Feedback mit Inhalt gefüllt? Werde ich nicht ebenso wie die Werbung – die erst nach einer Markenbildung ansteht – zur Verführerin meiner selbst?
Was ist Personal Branding?
Aber was ist eigentlich der Super-Trend Personal Branding? Einfach das Gesicht zu allem mehrfach hinzufügen? Und auf linkedin mit namedropping aufzeigen, auf welcher Veranstaltung man wen traf? Zumindest steht bei der Personenmarke die Person im Zentrum mit dem Ziel der eigenen Karriere. Aber Selfies reichen hier nicht aus, ebensowenig wie ein Logo ein Unternehmen in ein Markenunternehmen verwandelt. Es müsste weit vielfältiger und umfassender sein – wenn es denn wirklich sinnvoll sein sollte.
Was ist wichtiger – meine persönliche Marke, oder die Qualität und Wirkung meiner Projekte?
Wie viel Personal Branding ist notwendig und wann wird es zum Stolperstein?
Die Frage stellte ich mir und anderen.
Das Argument einer Kollegin pro Personal Branding, lautet, dass für Kund*innen und Partner*innen die Designwelt total unübersichtlich sei, da die Zahl der Designer*innen massiv gestiegen sei ebenso wie die Spezialisierungen im Design. Wer sollte da den Überblicke bewahren, wenn nicht durch ein jeweiliges Personal Branding, also „eine gut aufgestellte Visitenkarte zu den Kompetenzen und Profil“? Allerdings weisst sie auch auf den schmalen Grad zwischen eitler Selbstinszenierung hin, einer übergriffigen Attitüde, und der sachlichen als auch empathischen Selbstvorstellung. Eine Herausforderung, die leicht aus dem Gleichgewicht geraten kann. Ein weiteres Argument, der Markt bestimme. Aber, ist es richtig dem Markt zu folgen, oder wäre es eher sinnvoller – gerade im Design – und vielleicht auch menschlicher, neue Wege zu finden?
Wirkung wird zur Ursache
Spontan kann man den Argumenten nicht widersprechen. Werte und Können müssen transportiert werden, um Vertrauen zu schaffen. Für die eher leisen Kreativen unter uns, ist das eine schwierige Aufgabe. Wer wie ich sich als Dienstleisterin begreift, stellt den Fokus auf den Erfolg des Kunden. Weniger spontan und ein paar Gedanken mehr, fällt mir auf, dass gerade die vielen neue Spezialisierungen im Design die Ursache für den fehlenden Überblick und dadurch als Argumente für die Notwendigkeit eines Personal Brandings dienen. Diese Aufsplitterung, die nicht einmal unter dem Überbegriff Design stattfinden, führten ins Chaos – für Kunden, Partner und für Designer*innen selbst. Und das Chaos wird zur Ursache für das Personal Branding. Ergo, die Wirkungen werden zur neuen Ursache, statt die Ursache zu ändern für neue Wirkungen.
Dabei stellt sich mir auch gleich die nächste Frage, wird hier nicht die eigene Bedeutsamkeit ins Außen verlagert, statt sie im Inneren zu finden? Und ist es nicht ein weiterer Informationsüberschuss für unsere überflutete Welt? Aus der Natur können wir lernen (siehe formatio naturalis), dass Information ein wichtiger Teil des Lebens selbst ist, aber im Übermaß zu Chaos führt.
Wer bin ich?
Anders ausgedrückt: Wer Personal Branding wirklich umsetzen wollte, müsste die drei wichtigsten (Lebens-)Fragen, die das Leben uns stellt, für sich beantworten können: Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Fragen, die es wert sich gestellt zu werden, zu diskutieren und zu philosophieren, aber wirklich beantworten gelingt wohl niemanden so recht.
Ordnung
Es würde uns in der Designbranche mehr als nur gut tun, zu reduzieren, einheitlich aufzutreten und User-Centered zu agieren – also den so wichtigen Überblick für unsere Kunden zu ermöglichen. Eigentlich ist genau das unsere Aufgabe: Ordnung in die Unordnung zu bringen – hier fällt mir ein Zitat des Designers Louis Lepoid ein: „Die Dinge sind in Unordnung geraten“. In der Markenbildung heisst es, eine Grundordnung zu schaffen. (Kaum schreibe ich es, erinnere ich mich an ein hörenswerter Podcast mit Rafael Gielgen, Trendscout bei Vitra mit Dr. Nicole Haaf. Gielgen benutzte „Grundordnung“, um sich von alten Denkmustern zu befreien.) Im Produkt, Ordnung durch Reduktion. In der Kommunikation werden Worte, Werte und Handeln spannend in Einklang gebracht – und in einer Ordnung kommuniziert.
Mit dieser Einstellung wird jedes Personal Branding im Design zur einer weiteren Zersplitterung in der Branche, und unser wunderbar Beruf unsere die Kreativität, die Unternehmen Erfolg ermöglicht, findet sich im Chaos wieder. Ergo, jedes Personal Branding im Design differenziert statt vereint.
Natürlich bin ich eine Marke – rein umgangssprachlich ganz sicher!
Wenn Sie einen kreativen Kopf suchen, eine vielseitige und achtsame Designerin, die Ihre Produkte in Szene setzt, Ihre Marke zum Strahlen bringt und Sie begleitet, um Ihre Unternehmenskultur in eine kreativ-nachhaltige zu transformieren, sollten wir uns kennenlernen!
Rufen Sie mich an unter 040 2369 0894 oder schreiben Sie mir eine mail info(add)designkunst.com