10 Thesen für Gutes Design nach Dieter Rams
Die 10 Thesen, die Dieter Rams zugeschrieben werden, aber in der Urfassung von dem Vorstand Gestaltung in der Braun AG, Dr. Fritz Eichler 1972/72 als Anleitung aufgeschrieben wurde, sind so etwas wie Ur-Thesen für mein Industriedesign Studium. 1995 modifizierte Dieter Rams diese Thesen und erweiterte sie 2002 und vergaß leider den Urheber zu erwähnen. Wer Interesse an der braun-Geschichte hat, wird im letzten Heft Design+Design zero fündig.
Noch stark geprägt von der bauhaus-Idee und der Ulmer Schule, galt die Gute Form als einziges Ziel. Die 10 Thesen hießen damals nicht 10 Thesen, sondern Funktionsanalyse (heute extrem ausgedünnt als design thinking im Umlauf). Hier wurde in die verschiedenen Funktionsbereiche bis in die Tiefe unterschieden, in denen die ästhetischen Funktionen gleichwertig neben der funktionalen Funktionen und der Reparaturfähigkeit, Materialtrennung und Entsorgung (heute: Nachhaltigkeit) stand. Im Fokus stand immer der Verbraucher, der Mensch (heute: user centered), der das Produkt nutzte.
Diese 10 Thesen können perfekt auch als Qualitätskontrolle eingesetzt werden – übrigens in allen Designsparten.
braun
Was heute apple ist, war in den 60-80 Jahren die Firma braun. Dr. Fritz Eichler, Initiator für Design im Unternehmen, kommunizierte übergreifend die Haltung im Unternehmen Die braun’sche klare Formensprache begründete der Architekt und Designer Hans Gugelot, der auch maßgeblich an der Ulmer Schule mitwirkte und 1965 plötzlich verstarb. Eichler und Gugelot sahen Design als intellektuelle und moralische Frage, die mit Geschmack nichts zu tun hat. braun arbeitete auch eng mit Otl Aicher und weiteren großen Namen zusammen. Letzter entwarf übrigens das Corporate Design. Nach dem frühen Tod von Gugelot, setzte Dieter Rams das Gedankengut der radikalen Reduktion fort und war bis 1995 Leiter der Formgebung bei braun. Im Folgenden sind die 10 Thesen nach Dieter Rams (das Original wird in einem anderen Blogbeitrag auftauchen).
Gutes Design ist innovativ
Die Möglichkeiten für Innovation sind noch längst nicht ausgeschöpft. Die technologische Entwicklung bietet immer wieder neue Ausgangspunkte für innovative Gestaltungskonzepte, die den Gebrauchswert eines Produktes optimieren. Innovatives Design entsteht aber stets im Zusammenhang mit innovativer Technik und ist niemals Selbstzweck.
Gutes Design macht ein Produkt brauchbar
Man kauft ein Produkt, um es zu benutzen. Es soll bestimmte Funktionen erfüllen – Primärfunktionen ebenso wie ergänzende psychologische und ästhetische Funktionen. Gutes Design optimiert die Brauchbarkeit und lässt alles unberücksichtigt, was nicht diesem Ziel dient oder gar entgegensteht.
Gutes Design ist ästhetisch
Die ästhetische Qualität eines Produktes ist integraler Aspekt seiner Brauchbarkeit. Denn Geräte, die man täglich benutzt, prägen das persönliche Umfeld und beeinflussen das Wohlbefinden. Schön sein kann aber nur, was gut gemacht ist.
Gutes Design macht ein Produkt verständlich
Es verdeutlicht auf einleuchtende Weise die Struktur des Produkts. Mehr noch: es kann das Produkt zum Sprechen bringen. Im besten Fall erklärt es sich dann selbst.
Gutes Design ist ehrlich
Es lässt ein Produkt nicht innovativer, leistungsfähiger, wertvoller erscheinen, als es in Wirklichkeit ist. Es versucht nicht, den Verbraucher durch Versprechen zu manipulieren, die es dann nicht halten kann.
Gutes Design ist unaufdringlich
Produkte, die einen Zweck erfüllen, haben Werkzeugcharakter. Sie sind weder dekorative Objekte noch Kunstwerke. Ihr Design sollte deshalb neutral sein, die Geräte zurück treten lassen und dem Menschen Raum zur Selbstverwirklichung geben.
Gutes Design ist langlebig
Es vermeidet modisch zu sein und wirkt deshalb nie antiquiert. Im deutlichen Gegensatz zu kurzlebigem Mode-Design überdauert es auch in der heutigen Wegwerfgesellschaft lange Jahre.
Gutes Design ist konsequent bis ins letzte Detail
Nichts darf der Willkür oder dem Zufall überlassen werden. Gründlichkeit und Genauigkeit der Gestaltung sind letztlich Ausdruck des Respekts dem Verbraucher gegenüber.
Gutes Design ist umweltfreundlich
Das Design leistet einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Umwelt. Es bezieht die Schonung der Ressourcen ebenso wie die Minimierung von physischer und visueller Verschmutzung in die Produktgestaltung ein.
Gutes Design ist sowenig Design wie möglich
Weniger Design ist mehr, konzentriert es sich doch auf das Wesentliche, statt die Produkte mit Überflüssigem zu befrachten. Zurück zum Puren, zum Einfachen!
Vergleich mit dem Original von Dr. Fritz Eichler