wir müssen reden …
… über das Reden
Reden ist eine grundlegende Fähigkeit, die Menschen seit Jahrhunderten nutzen, um Informationen auszutauschen, Beziehungen aufzubauen und ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken. Das Reden wird jedoch zunehmend zu einer Herausforderung, insbesondere wenn es um schwierige Themen oder unterschiedliche Meinungen geht.
Zwar liest man häufig über „cancel culture“, glaubt sie allerdings in den sozialen Netzwerken zuhause. Gemeint sind die digitalen Meinungsbildungen, die zu Stornierungen oder ähnlichem führen. Und wie sieht es im Berufsalltag aus? Wir alle kennen Mobbing und schlechte Chefs. Wir kennen auch diejenigen, die sich gerne mit vielen Worten und wenig Gesagtem aufblähen. Aber es erscheint mir, dass Werte sich zunehmend leise verabschieden. Für Unternehmenskulturen eine neue Herausforderung. Was ich meine? Ein Beispiel.
Hören macht taub
Bei vielen online Veranstaltungen teilen Menschen ihr Wissen. Die folgenden Diskussionen sind selten wertschätzende Dialoge. Auffällig oft wird etwas diskutiert, was nicht gesagt wurde. Oder anders ausgedrückt, es wird über die nicht-erfüllten Erwartungen gesprochen. Ergo, das Nicht-gesagte wird besprochen, statt das Gesagte. Damit wird direkt und indirekt Kritik am Vortragenden geübt, dass nicht das gehört wurde, was gehört werden wollte. Weitere Zuhörer:innen schließen sich hier gerne an, die Rückendeckung liegt ja bereits vor. Diejenigen, die eventuell Interesse an dem Inhalt hätten, kommen nicht zu Wort – ähnlich dem Inhalt selbst. Es ist derart offensichtlich, dass gehört wird, was gehört werden will – oder nicht gehört, was nicht gehört werden will.
Aus der biologischen Sicht ist das nicht sehr verwunderlich. Denn unsere Sinnesorgane täuschen uns. Korrekter muss es heißen, wir täuschen uns selbst. Was unsere Sinnesorgane aufnehmen, ist das Eine. Was bei uns ankommt, das Andere. Mehrfach von uns unbewusst zensiert und mit unserer Geschichte abgeglichen, bleibt circa 30%, oder mehr, Information auf der Strecke. Im obigen Beispiel heißt die Geschichte „Erwartungshaltung“. Es könnten aber auch alte Feindschaften, Konkurrenzdenken, uraltes aus der eigenen Vergangenheit sein, Angst oder natürlich auch die eigene Überzeugung Recht zuhaben, als Barriere zu einem wirklichen Zuhören fungieren.
Sehen macht blind
Viel anders geht es auch unserm Sehen nicht. Auch die Zäpfchen im Auge nehmen zwar alles korrekt auf, aber bis das Gesehene bei uns ankommt, wird zensiert – von uns und unserer ureigenen Geschichte! Bleiben wir beim Beispiel der Vorträge. Hier wird häufig der Inhalt visuell hinterlegt (nein, hier sind nicht die schlechten Text-PPP gemeint). Die Visualisierung unterstützt normalerweise den Inhalt und ist Teil des Ganzen. Man könnte also hoffe, wenn es mit dem Hören nicht klappt, dann mit dem Sehen? Oder die sinnvolle und erhoffte gegenseitige Verstärkung? Allerdings reicht auch das nicht aus, wenn die eigene Geschichte wichtiger ist, als eine neugierige offene Haltung.
Ganzheitliche Wahrnehmung
Um zu einer ganzheitlichen Wahrnehmung zu gelangen, muss man sich seiner eigenen Zensur bewusst sein. Man muss seine eigene psychologische Zeit zu Hause lassen und sich voll und ganz der Situation hingeben. Mit Offenheit und Neugier im Jetzt. In einer emotionale Intelligenz der direkten Selbstreflexion. Nur so kann das So-Sein, wie es Erich Fromm in seiner nicht so einfachen Definition von Kreativität es nannte, wahrgenommen werden. Diese Haltung ist unabdingbar, will man eine wertschätzende Diskussion um Inhalte führen und aus dem Gehörten und Gesehenen Lernaspekte mitnehmen. Klar ist, mit der Haltung der Erwartungen oder dem Recht-haben ist niemand aufnahmefähig für neue Ideen. Gerade im beruflichen Umfeld sollte das jedem und jeder klar werden! Neugier ist also gefragt!
Nicht erst seit heute wissen wir, dass das Hören und Sehen gelernt werden muss. Das ist wirklich nicht neu, aber wird um ein Vielfaches wichtiger, wenn man das Überschwappen der bewertenden Kommunikation der sozialen Netzwerke ausgleichen will. Es ist also mehr als nur notwendig, hier aktiv sich dem Thema zu stellen und auch aktiv zu trainieren. Mit Verständnis unserer Psyche und Natur wird das Training leichter. Ziel dabei ist keine Perfektion, sondern ein respektvoller Umgangston mit der Möglichkeit, auch über die Kommunikation selbst zu sprechen. Hinter Worten liegen Gefühle, hinter Gefühle unser ureigenes Wertesystem. Sprache ist also weit mehr nur Sprache. Eine kreative Unternehmenskultur braucht dringend fruchtbare Dialoge in einer transformatorischen Kommunikation, um Lösungen für uns alle zu finden! Und für den Erfolg!
»Kreativität ist die Fähigkeit, zu sehen (oder bewusst wahrzunehmen) und zu antworten. […] Wenn wir uns eines Baumes, den wir sehen, voll bewusst sind, wenn wir ihn in seiner vollen Wirklichkeit, in seinem So-Sein sehen und auf sein So-Sein mit unserer ganzen Person antworten, dann machen wir eine Erfahrung, die die Voraussetzung dafür ist, den Baum malen zu können.« Erich Fromm
Reden als positive Erfahrung
Wer sich eine positive Erfahrung als Ziel setzt, für sich und andere, sollte für den Anfang die simplen Punkte beachten. Für die, die tiefer gehen wollen, ist die Transformatorische Kommunikation das richtige. Interessiert? Dann kontaktieren Sie mich bitte!
• Zuhören: Aktives zuhören und der Versuch, die Perspektive des anderen zu verstehen, bevor man antwortet.
• Respekt: Respektvoll und freundlich bleiben, selbst wenn man anderer Meinung ist.
• Klarheit: Klar und deutlich sprechen, damit die Botschaft möglichst verstanden werden kann.
• Offenheit: Offenheit und Ehrlichkeit sind notwendig, um Missverständnisse zu vermeiden und Vertrauen aufzubauen.
• Empathie: In die Lage des anderen zu versetzen, trägt dazu bei, die Kommunikation zu vertiefen.
• Humor: Humor hilft fast immer, eine angespannte Situation zu entschärfen.
• Pausen: Dem Gesagten einen Zwischenraum geben, für die Reflektion und das Verständnis
© Grafik: Sybs Bauer, in formatio naturalis, Auf den Spuren der Gestaltungskunst der Natur und was wir von ihr lernen können