Nachhaltigkeit

… oder doch nicht?

Derzeitig wird viel geschrieben und diskutiert, wie Design für die wichtigen Fragen unserer Zeit Antworten finden kann. Vieles setzt meiner Meinung nach viel zu spät an. Technikverliebtheit, umweltbewusste Materialien und findige Schlagwörter alleine werden die Probleme der Zukunft nicht lösen. Was genau ich meine?

Als Beispiel nehme ich die vielversprechendste Initiative, „cradle-to-cradle“, die ohne Frage noch am weitesten reicht. Hier steht der Kreislauf im Vordergrund, mit den drei wichtigsten Aspekten (Quelle)

• Nährstoff bleibt Nährstoff
Alles wird zu Nahrung oder Nährstoffen für etwas anderes.

• Nutzung erneuerbarer Energien:
Die Energie entspringt Sonne, Wind, Wasser und Erde.

• Unterstützung von Diversität:
Es gibt eine schier unendliche Vielfalt.

Aber reicht das aus? Eine Tasche aus Baum, umweltbewusst gedruckte Kinderbücher oder massive Holzwände? (alles drei ausgezeichnete Produkte der cradle-to-cradle Initiative) Es stimmt, das Holz eines gefällten Baum kann zwar 100% wieder in den Naturkreislauf zurückfallen, aber nur, wenn das Produkt ohne weitere chemische Bestandteile bleibt. Allerdings ist dann noch der Weg vom Baum zum Produkt zu beachten. Denn die Maschinen, insbesondere die großen Anlagen für die Massenproduktion, sind alles andere als cradle-to-cradle Produkte. Schon beim Fällen der Bäume fehlt das Verständnis des Waldes, denn mit den Schwermaschinen werden Waldböden für ca. 50 Jahre zerstört. Und ein viel wichtigeres Thema bleibt ebenfalls außen vor: der gefällte Baum selbst.

Ein gefällter Baum

Eine hundertjährige Buche besitzt ca. 600.000 Blätter auf ca. 1.2000 qm. Sie produziert jährlich ca. 4,5 Tonnen Sauerstoff und nimmt 6 Tonnen Kohlendioxid und 1 Tonne Staub auf. Diese Buche verdunstet ca. 400 Liter Wasser bei einer Bodenfläche von 3 x 3m. Um diesen Baum gleichwertig zu ersetzen, müssten 200 Jungbäume für einen Kostenfaktor von 150.000 EUR gepflanzt werden.

Das sind die Kosten „nur“ des gefällten Baums. Der wirkliche Kostenfaktor für das Holz eines Produktes, egal um was es sich handelt, wird immer höher, je mehr man den gesamten Prozess betrachtet. Schlagwörter wie Nachhaltigkeit, nachwachsende Rohstoffe, cradle-to-cradle etc. verlieren an Bedeutung.

gefällter Baum + zerstörte Böden + Holzbearbeitungsmaschine + Energieaufwand = echte Produktkosten

Solange wir nicht unsere Wälder naturgerecht aufforsten, die Forstwirtschaft umstellen und wirklich für jeden gefällten Baum entsprechend neue pflanzen, ist jedes Holzprodukt, welches sich nachhaltig nennt, eine Lüge.

Eine Lüge, die uns Menschen die Luft zum Atmen nimmt.

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