Heute: world design day
Vor kurzem wurde ich mit der Äußerung konfrontiert, Design sei alles. Die Aussage kam aus der Hamburger Kulturbehörde und kann auch auf der Webpage des seit Jahren brachliegenden designxport mit dem Zusatz „design ist alles ist design“ nachgelesen werden. Selbst unter dem Aspekt, dass alles irgendwie gestaltet wurde, kann ich das als Designerin nicht stehen lassen. Warum? Das „irgendwie“ macht den Unterschied. Design ist nicht irgendwie irgendwas gestalten. Design ist nicht alles. Und nein, nicht alles ist Design.
Wir haben ein Problem mit der Definition von Design.
Markenunternehmen, die sich erfolgreich dem Design verschrieben haben, sind die besten Beweise, dass mit professionellen Designer*innen eine klare Gestaltungshaltung in den Produkten, in der Kommunikation und in der Haltung erarbeitet wurde und wird. Gerade diese Klarheit macht ein Unternehmen erst zu einem Markenunternehmen. Design macht Marke, wäre ein besserer Slogan. Denn, Porsche produziert nicht irgendein Auto, sondern einen Porsche. Gerade mit der Automobilbranche versteht ein jeder, wie Design wirkt und was bewirkt. Ober nehmen Sie apple. Sie erinnern sich noch an den millionenschweren Börseneinbruch als der Chefdesigner Jonathan Ive das Unternehmen apple verließ?
Wie sehr wir im Design offensichtlich dem Nichtwissen ausgesetzt sind, zeigt auch das aktuelle Interview zum Welttag des Designs 2020 mit Prof. Markus Frenzl (Autor von Designerglück). Die erste Frage an ihn, was ist Design? Szenenwechsel. Stellen Sie sich vor, Sie lesen morgen ein Interview mit Angela Merkel, und die erste Frage wäre, was ist Politik? Oder, eins mit Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender von Porsche, was ist ein Auto? Oder Tim Cook, was ist ein Smartphone? Ich nehme an, Sie haben die Absurdität dieser Frage verstanden.
Ja, Design ist vielfältig. Und ja, es gibt viele unterschiedliche Bereiche – so wie in vielen Branchen. Nur eins bietet ausschließlich das Design: einen branchenübergreifenden Erfolgsfaktor. Wäre das geklärt? Dann können wir über Inhalte diskutieren.
Denn eigentlich geht es im Design (und nicht nur hier) um Qualität: die richtigen Fragen zu finden und die passenden Lösungen. Früher (in meiner Studienzeit) wurde die Designqualität als „gute Form“ bezeichnet. Eine alte Ausdrucksweise, die ich zu gerne wieder auf leben lassen würde. Denn die „gute Form“ beinhaltet weit mehr als nur die Gestaltung eines Produktes; ebenso liegen darin die Haltung, das Verhalten und der Prozess.
Also reden wir über die gute Form und die Qualitätskriterien.
Fortsetzung folgt im nächsten Beitrag – doch heute wird das facettenreiche Design gefeiert!