Heiterkeit für 2024
Ernst ist das Leben, heiter sei die Gestaltung!
In Anlehnung an ein Zitat von Schiller, „Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst“, in dem Goethe das ist zum sei abgewandelte, erlaube ich mir, Kunst durch Gestaltung zu ersetzen und Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, als Wunsch für das Jahr 2024 – oder gar als Jahresmotto – mit auf den Weg zu geben.
Zum Verständnis hilft die Herleitung des Zitats und seiner Abwandlung, denn Schiller meinte, die „Kunst ist bereits an sich heiter, weil sie mit der Form arbeite und die Veränderung und Aufhebung der schnöden Wirklichkeit in der dichterischen Form heiter sei“. Goethe hingegen meinte, der Künstler (und die Künstlerin) „habe einem Anspruch zu genügen“ und müsse sich die Heiterkeit erst abringen“. Die Kunst sei „nicht qua definitionem heiter, aber sie sei es, bitte schön, im richtigen und erwünschtem Fall“.
Ziel und Weg
Es geht nicht um das Resultat an sich, auch wenn es zweifellos wichtig ist, dass dieses zur Heiterkeit beiträgt, sondern um den Prozess in der Kunst, wobei ich die Kunst gerne von der Wortkunst, aus der beide Herren argumentierten, in eine Freiheit entlassen möchte. Denn der Prozess des Abringens ist die Kunst. Ein Abringen, sich von Fesseln und Erlerntem zu befreien, oder sich von der Wirklichkeit zu befreien, um überhaupt schöpferisch tätig sein zu können. Das klingt abstrakt, ist aber ein notwendiger Prozess bei jeder Gestaltungsaufgabe. Gelingt diese Befreiung, wird der Prozess von Heiterkeit durchdrungen und verändert alles, auch das Ergebnis. Wobei diese notwendige Befreiung nur durch die Heiterkeit gelingt. So ist Heiterkeit das Ziel und der Weg.
Das heitere Leben
Der Wechsel von Kunst zur Gestaltung ist deshalb so vorteilhaft, weil er jeden Aspekt unseres Lebens einschließt. Wenn wir unser Leben mit Heiterkeit gestalten, wird so mancher Konflikt im Keim erstickt. Heiter gehen wir über eigene Missgeschicke hinweg, über Situationen, die uns nicht so recht passen, und heiter wird der Ernst. Doch Vorsicht, Heiterkeit ist ansteckend!
Das ist sicher in manchen Bereichen eine echte Herausforderung. Mir persönlich fällt es leicht, Heiterkeit in Gestaltungsprozesse und im Coaching einzubringen, in der Akquise versteckt sie sich schon mal, und wenn ich mich mit steuerlichen Dingen beschäftigen muss, scheint sie mir völlig abhanden gekommen zu sein. In welchen Bereichen vermissen Sie Heiterkeit?
Heiter als Lebenseinstellung
Heiterkeit ist ein schönes Wort. Aber nicht die oberflächliche Heiterkeit mit einem aufgesetzten Lächeln ist hier gemeint, sondern ein tiefes, inneres Gefühl. Heiterkeit versetzt uns in eine freudige Stimmung im Hier und Jetzt, in ein kindliches Staunen und eine Offenheit für die Schönheit, die uns umgibt. Heiterkeit ist eine ästhetische Grundhaltung. Statt Heiterkeit könnte man auch Freude oder Liebe sagen. Dazu passt auch die Jahreslosung 2024 der evangelischen Kirche: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“. Und doch ist im Wort Heiterkeit das Heitere direkt fühlbar.
Sie lächeln doch sicherlich längst, oder etwa nicht?
So wünsche ich uns allen und der Welt Heiterkeit für das neue Jahr 2024!
Ihre Dr. Sybs Bauer