Die gute Form
Reden wir über die „gute Form“, Qualität und Wert – eine Fortsetzung.
Die „gute Form“ und den Wunsch nach einer gemeinsamen Sprache für die funktionale Ästhetik brachte bereits 1907 Designer, Hersteller und Architekten im Deutschen Werkbund zusammen. »Der Zweck des Bundes ist die Veredelung der gewerblichen Arbeit im Zusammenwirken von Kunst, Industrie und Handwerk durch Erziehung, Propaganda und geschlossene Stellungnahme zu einschlägigen Fragen.« stand in der Satzung. Der Deutsche Werkbund vertrat einen ethisch fundierten Qualitätsbegriff, der Materialgerechtigkeit, Zweckmäßigkeit, Gediegenheit und Nachhaltigkeit beinhaltete.
„Im Deutschen Werkbund arbeiten Künstler mit Handwerkern und Fabrikanten zusammen und zwar gegen den Schund zugunsten der Qualitätsarbeit. Es ist etwa der Ruskinsche Gedankenkreis, aber moderner, praktischer und weniger eng determiniert. Es handelt sich um den Geschmack als moralische Angelegenheit, aber Moral ist hier gleichbedeutend mit Volkswirtschaft.“ schrieb Hermann Hesse 1912 über den Werkbund.
Noch heute könnte man behaupten, Moral sei der Erfolg der Volkswirtschaft, und doch ist längst klar, eine wirklich echte Moral ist gefordert; eine holistische Moral, die die Natur und das Wohlergehen aller integriert. Die Zukunft erzeugt immer einen neuen Gestaltungsbedarf, heute jedoch mehr denn je. Denn heute stehen auch unsere Werte und unser Denken als Quelle unseres Handelns im Fokus. Hier muss das Gestalten beginnen.
Einen interessanten Ansatz für eine holistische Qualitätsprüfung überlieferte uns Sokrates. Seine drei Fragen, oder auch drei Siebe genannt, unterziehen jedem Wort und jeder Nachricht einer Prüfung. Drei Fragen, die sich inhaltlich auf die Gesamtheit beziehen und nicht auf egoistisch materielle Gründe. Drei Fragen, die umgesetzt, Qualität und Wert erzeugen. Mit diesen Fragen kann gut und stimmig jede Handlung, jedes Produkt und jede Entscheidung kurz und prägnant geprüft werden.
Wahrheit. [Ist es wahr?]
Güte. [Ist es gut?]
Notwendigkeit. [Ist es notwendig?]