Kraft der Farbe RAL 25

Kraft der Farbe

Industriedesigner*innen sind nicht gerade dafür bekannt, viel Farbe einzusetzen. Meist treten sie selbst in Schwarz auf und ihre Produkte sind zurückhaltend neutral. Kein Wunder, handelt es sich doch meist um technische Produkte, Investitionsgüter oder Maschinen, bei denen die Funktion klar im Vordergrund steht. Oder das Corporate Design des Kunden bestimmt die Farbwelt.

Dennoch ist Farbe ein wichtiges Gestaltungselement. Sei es am Produkt selbst, im Interface, in der User Experience im digitalen Bereich oder im Marketing. Ein ganzheitliches Markenerlebnis muss alle Aspekte gleichwertig behandeln. Und Farbe wird immer mehr zum Trend. Das hat sicher mit der Tristesse der Weltlage zu tun, aber auch mit den neuen Möglichkeiten.

VDID in Köln

Zwei spannende Vorträge konnte man am gleichnamigen Event des VDID in der Design Post Köln hören. Zum einen erläuterte Prof. Dipl.-Des. Timo Rieke, Lehre und Research Farbdesign an der HAWK Hildesheim in seinem Vortrag FARBEN – SPIEGEL DER GESELLSCHAFT die Vorgehensweise bei RAL wie Trendfarben entstehen. Seit über 50 Jahren werden Lifestyle-Magazine, unter anderem Schöner Wohnen, ausgewertet – längst natürlich digital, zu Farbclustern in hell, dunkel und bunt zusammengefasst, gemischt und wieder geclustert. Längst hat RAL den Farben auch emotionale Begriffe zugeordnet, und doch bleibt die bekannte RAL-Nummer bestehen. Eine Übersicht der Trendfarben 25+ zeigte anschaulich die Veränderung der Farbwahrnehmung durch Material und Form. Fast könnte man behaupten, erst die Form macht die Farbe.

Der zweite Vortrag , Colour Energy oder, muss ein Fahrzeug mit zu viel CO2-Ausstoß vor Scham erröten? von Prof. Marion Digel, Folkwang Universität der Künste, zeigte den manuellen Ansatz mit Studierenden auf der Suche nach der richtigen Farbe für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben.

In beiden Vorträgen wurde die tiefe Beziehung der Farbe zu Form, Licht und Umgebung verdeutlicht. Klar wurde, ohne Form ist Farbe nichts. Und ohne Licht noch weniger. Und eher unbeabsichtigt zeigten die beiden Vorträge, wie wichtig es ist, zuerst den Prozess in der Tiefe zu verstehen, um das Digitale die Arbeit übernehmen lassen zu können. Timo Rieke präsentierte einen faszinierenden Umgang mit Daten, die durch die Erfahrung von Farbdesigner*innen in einem geschlossenen System die Arbeit sinnvoll erleichtern. Für mich ein wunderbares Beispiel, wie KI richtig, ergebnisorientiert und sicher in einem begrenzten Rahmen eingesetzt werden sollte.

Vielen Dank an die Vortragenden, den VDID, Design Post und das VDID Orga-Team um Nina Ruthe und Thomas Flachsland.

Bild: © RAL, Trendfarben 2025

 

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